Im Jahr 1990 hat der französische Philosoph Jean Baudrillard einen Aufsatz mit dem Titel „Das Jahr 2000 findet nicht statt“ veröffentlicht. In ihm beschreibt er eine Gesellschaft, in der die großen Utopien persönlichen Ambitionen gewichen sind und in der es nichts Gemeinsames mehr gibt. Es regieren Individualinteressen und Egoismus. Die Gesellschaft, in der wir heute leben, ist nicht anders als die, die in Baudrillards Text beschrieben wird.
Auch bei uns funktioniert Kommunikation nicht mehr, weil die Menschen mit Informationen übersättigt sind und das Reale sich in „Simulationen“ auflöst, in Schaueffekten und Lügengeschichten. In der hektischen und datengetriebenen Hochgeschwindigkeitsgesellschaft gibt es weder Vertrauen in die Gegenwart noch in die Zukunft. Aus einer aktuellen Generationenstudie aus Deutschland erfährt man, dass sowohl die Alten als auch die Jungen von Verlustängsten gepeinigt werden. Die Alten haben Angst, das zu verlieren, was sie sich erarbeitet haben, und die Jungen fürchten, dass ihnen ihre Zukunft gestohlen wird. Dass alleine ist der Grund, warum 20 % dieser Menschen rechte Parteien wählen und nicht Fake News, Propaganda oder Millionenspenden von Elon Musk. Der wird uns von den Eliten nur als Sündenbock vorgeführt, um von ihrem eigenen Versagen abzulenken. Während die Freiheit im östlichen Kommunismus ermordet wurde, stirbt sie im liberalen Westen still und leise in einem von PR-Wirtschaft und parteiischen Medien erzeugten destruktiven Sturm der verwirrenden, suggestiven und manipulativen Zeichen. Wir können keine freien Entscheidungen mehr treffen, weil wir nicht mehr Herr unserer Sinne und unseres Verstandes sind. Vielmehr sind wir Spielfiguren von Algorithmen und persuasiven Bildern. Und während uns die Realität im Mediengewitter um die Ohren fliegt, haben wir nur mehr einen Wunsch, den nach einer Zeitmaschine, mit der wir die kommende Legislaturperiode der österreichischen Innenpolitik überspringen können.
Die Herrschaft der sterilen Klasse