Alles begann 1999 mit dem Massaker an der Columbine High School. Zwei amerikanische Teenager, siebzehn und achtzehn Jahre alt, ermorden zwölf Schüler und einen Lehrer. Das geschah in den USA nicht zum ersten Mal. Für Europa hingegen war das grausame Ereignis eine Art Dammbruch. Denn nun begannen sich auch bei uns Nachahmungstaten zu häufen.
Das School Shooting als Stereotyp
Das typische Muster des School Shootings läuft ab wie folgt: Ein schwer frustrierter junger Mann, der sich durch die Schule um seine Lebenschancen betrogen fühlt, kehrt an den Ort zurück, an dem ihm die größten Kränkungen seines Lebens beschert wurden und begeht ein kühl und rational durchgeplantes Massaker unter Schülern und Lehrern. Im Jargon der Pädagogik wird als Grund für ein solches Exzessverhalten „die unzureichende Bewältigung von relevanten Entwicklungsaufgaben“ angeführt. Schulisches Scheitern ist ein Beispiel dafür. Das nach außen gerichtete Aggressionsverhalten ist typisch für junge Männer. Weibliche Jugendliche richten die Wut über eine Niederlage überwiegend nach innen, also gegen sich selbst, isolieren sich von ihrem sozialen Umfeld und begehen im Extremfall im Stillen Suizid. Laut dem amerikanischen Sozialforscher Jonathan Haidt haben sich in den letzten Jahren die Suizide unter weiblichen Jugendlichen in den Vereinigten Staaten verdreifacht. Seiner Auffassung nach sind sie die Folge des Überkonsums von digitalen Angeboten wie der Social Media-Plattform Instagram. Die jungen Frauen sollen vor allem an den dort propagierten Körpernormen zerbrechen. Die Bilder der gezeigten schönen Körper werden nicht als anregende Vorschläge verstanden, sondern als verpflichtende Norm, was bei jungen Frauen häufig eine toxische, demotivierende, niederschmetternde Wirkung hat.
Schulen als Orte der größten Kränkungen