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gegen den zeitgeist
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Veröffentlicht: 10.09.2021
Beschreibung

Bernhard Heinzlmaier referierte vor dieser Diskussion zum Thema:

"Zukunftsängste und retrotopisches Hoffen. Werthaltungen und politische Stimmung unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Corona-Gesellschaft" (Vortrag 2021)

Abstract zum Vortrag: 

Wir haben gesehen, dass sich das Streben nach Sicherheit und Halt im Leben durch die Drohungen der Corona-Politik unter den Jugendlichen noch mehr verstärkt hat. Zudem breitet sich ein neuer Nationalismus aus, der sich zum Teil auch als Regionalismus zeigt. Viele der Jungen suchen wieder Schutz vor dem digitalen Kapital in einer idealisierten Heimat oder der vertrauten Region. Dabei bemerken wir, dass der Gemeinschaftsgedanke sich wieder ausbreitet. Emotionale Beziehungen in dörflichen Communitys werden wieder gesucht und geschätzt. Die urbane Gesellschaft wird als bedrohlich empfunden. Sie gilt als vom Kampf jeder gegen jeden und von alltäglicher Unsicherheit beherrscht. In ersten Ansätzen scheint sich eine neue Stadtflucht abzuzeichnen. Wie in Zeiten des Austrofaschismus gilt die Stadt vielen als Ort des Bösen und des Übels. Im neoliberalen urbanen Moloch muss das unschuldige Gute zugrunde gehen.
Wir beobachten zudem Tendenzen zum Regrounding, der Hinwendung zu alten bürgerlichen Werten, und das Aufkommen einer „retrotopischen“ Gesinnung, die sich ein gutes Leben von einer Renaissance des gesellschaftlichen Lebens der Wiederaufbaujahre erwartet. Die Zukunft erscheint der Mehrheit der Jungen als Ort des Grauens. Dort erwartet sie ein neoliberaler Kapitalismus, der den Menschen dem Markt ausliefert und ihm jede Sicherheit und Verbindlichkeit nimmt. Der Mensch ist ständig vom Abstieg bedroht. Alles kann jeden Augenblick aus dem Ruder laufen. Man wird gezwungen, im Rhythmus des Kapitals zu leben. Die moralischen Werte werden ersetzt vom Tauschwert der Waren, zu denen nun auch der Mensch selbst gehört.